www.meltonpriorinstitut.org - 19.02.2009
Brigitte Pallast
Die Art von kernigem Realismus, der Sandow Birk in seinen Historienmalereien frönt, gehört zu einer Facette nordamerikanischer Kunst, die dort zwar ungebrochen populär ist, die aber in Europa nie so recht Fuß fassen konnte. Wem ist hierzulande beispielsweise der Name George Bellows ein Begriff, ein Künstler, dessen muskulöser Sozialrealismus zu Anfang des 20 Jhds. in der New Yorker Malereiszene tonangenden war und als dessen Nachfolger der kalifornische Malerstar Sandow Birk von seinen Galerien heute gehandelt wird?
Sandow Birk: The Liberation of Baghdad, oil on canvas,2006
Und nicht nur Bellows drastische Weltkriegsgrafiken haben erklärtermassen bei Birks Holzschnittfolgen zum Irakkrieg Pate gestanden, sondern auch die beiden unvermeindlichen Vorbilder von Kriegsgräueldarstellungen aller Art, Jacques Callots Kupferstichfolge "Les Miseres et Les Malheurs de la Guerre" von 1633 und Francisco Goyas Radierzyklus "Desastres de la Guerra".
Erstere ist auch in dem opulenten Bildband, der 2007 zu Birks " The Depravities of War" erschienen ist, komplett abgebildet. Die raumgreifenenden Holzschnitte des Kaliforniers verstehen sich als eine Paraphrase auf Callots barocken szenischen Darstellungen aus dem dreissigjährigen Krieg. Indem Birk die allseits bekannte Bildberichterstattung des Irakkriegs aus ihrer Pixel-Entität in die Schraffuren einer klassischen Drucktechnik überführt, gelingt es ihm, die flüchtigen visuellen Bruchstücke tagesaktueller Kriegsberichterstattung in einen überzeitlichen bilderbogenartigen Erzählzusammenhang zu entrücken.Das Medium des Holzsschnitts erweist sich dabei als erheblich wirkunsgvoller als die Malereien, mit denen Birk diesem Thema ansonsten auch zu Leibe rückt.
Der Heidelberger Kunstverein zeigt nun vom 28.02. -03.05.2009 als erste europäische Insitution eine Einzelausstellung von Sandow Birk, die sich auf die fünfzehn Holzschnitte seines Kriegszyklus konzentriert.
Show: The Depravities of War, 2007 - 7 images (Details)