[August 6, 2025
Die Pfeile des wilden Apollo, das Buch
Jahrzehnte vor der Französischen Revolution brach in der Epoche der Aufklärung ein nationalmythischer und folkloristischer Enthusiasmus durch, dessen Wirkkraft der Kulturphilosoph Johann Gottfried Herder mit jenen epidemischen Geschossen verglich, die Homers Schlachtenepos Ilias einleiten. Alexander Roobs Bild-Text-Essay spürt dieser Attraktion eines neu entdeckten »primitivistischen« Homer nach, vom Kult um seinen nordischen Konterpart Ossian bis hin zur titanischen Überbietung homerischer Klassik im Heldengedicht Der Messias, dem Hauptwerk Friedrich Gottlieb Klopstocks, des ersten Superstars deutschsprachiger Literatur.
Der Band beleuchtet erstmals Klopstocks erheblichen Einfluss auf die Bildkunst seiner Zeit und nimmt dabei auch den internationalen frühromantischen Kontext in den Blick, insbesondere die Klopstock-Rezeption im Kreis um Füssli, Flaxman, Blake, und Hayley. Dass eine solche Untersuchung bislang ausgeblieben ist, darf auch den Wendungen des deutschen Dualismus zugeschrieben werden, denn Klopstocks kulturpolitische Orientierung nach Wien brachte es mit sich, dass der Großteil einer informellen Klopstock-Galerie, die sich dort nach dem Vorbild von Füsslis Projekt einer Milton Gallery herausbildete, lange Zeit unbeachtet in österreichischen Archiven lagerte
Alexander Roob: Die Pfeile des wilden Apollo. Klopstockkult & Ossianfieber
Herausgegeben von Sabine Folie
Kunstsammlungen der Akademie der bildenden Künste Wien
Mit einem Prolog von Sabine Folie
Textem Verlag, Hamburg 2025
248 Seiten, 32,00 €
ISBN: 978-3-86485-334-0