][

Diesseits von Turner

Too beautiful! Der englische Blick auf den Rhein
                                                                                                      Mittelrhein-Museum Koblenz, 10. Mai – 7. September 2025

Nach dem Ende der Kontinentalsperre wurde das Mittelrheintal zum Anziehungspunkt für englische Reisende. Die Ausstellung zeigt Gemälde, Aquarelle, Grafiken, Fotografien, Karikaturen und Reiseobjekte dieser frühen Tourismusform. Maßgeblich für die Popularisierung des Rheins war Lord Byron, der in seinem Childe Harold’s Pilgrimage den Drachenfels und andere Stationen poetisch verklärte und damit eine bis heute wirksame Bildtradition begründete.

Dass der auf Geschwindigkeit und Lichtdramatik setzende Kunstunternehmer William Turner, der im 20. Jahrhundert zum Inbegriff malerischer Rheinromantik avancierte, nur mit einem Nebenwerk vertreten ist, erweist sich als Gewinn. So wird der Blick frei auf ein nuancierteres und dokumentarisch reicheres künstlerisches Umfeld mit Arbeiten von Clarkson Stanfield, Samuel Prout, James Webb, David Roberts und Thomas Miles Richardson.

Reisetagebücher, Souvenirs und die Handbooks von John Murray dokumentieren die Praxis des englischen Rheinreisens. Karikaturen – etwa Richard Doyles Brown’s First Impressions of the Rhine (1854) oder eine Federzeichnung Eyre Crowes , der Thackerary auf einer Rheinreise begleitete– spiegeln das Paradox: die Suche nach Abgeschiedenheit und das gleichzeitige Überlaufen des Rheintals durch die eigenen Landsleute.

Der informationsdichte Katalog zur Ausstellung: Too beautiful! Der englische Blick auf den Rhein, hg. v. Matthias von der Bank und Silke Bettermann, mit Beiträgen u. a. v. Piet Bovy, Christa Dohmann, Monika Effelsberg, Fink Verlag, Paderborn 2024, 248 S., zahlr. Abb