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Neuerwerbung/ Romeyn de Hooghe: Het Hoog- en Lager-Huys van Engelandt
, Amsterdam, um 1728

Diese dichte allegorische Komposition des niederländischen Stechers und politischen Bildstrategen Romeyn de Hooghe (1645–1708) steht an der Schnittstelle von grafischer Reportage, Propagandakunst und früher Verfassungstheorie. Ursprünglich im Jahr 1689 entworfen zur Feier der Thronbesteigung Wilhelms III. nach der Glorious Revolution, wurde die Platte 1702 mit dem Porträt Queen Annes neu aufgelegt und schließlich 1727 – wie in diesem Exemplar – mit Georg II. erneut herausgegeben.

Mehr als eine Darstellung des englischen Parlamentslebens ist dieses Blatt eine kontinentale Projektion protestantischer Ordnung, in der monarchische Symbolik, mythologische Tapisserien und ein vielschichtiges architektonisches Theater miteinander verschmelzen. De Hooghe, der England nie bereist hatte, entwarf her einen imaginierten Schauplatz politischer Macht , der als Gleichgewicht zwischen Krone und Parlament dem niederländischen Ideal eines reglementierten, nicht absolutistischen Herrschertums entsprach.
Die evokative Kolorierung verstärkt den theatralischen Aufbau: Über dem Geschehen öffnen sich allegorische Himmel, während die Tapisserien die Wände in einen historischen Bildraum verwandeln. Die symbolische Präsenz eines leeren Thrones, die gestaffelte Ordnung der Versammlung und die schwebenden Allegorien von Ruhm und Gesetz machen diesen Stich zu einer grafischen Reflexion auf die konstitutionelle Monarchie – lange bevor der Begriff überhaupt geprägt war.