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Neuerwerbungen des Linton-Archivs: William James Linton: The Lover’s Stratagem and Other Tales (1848)

Das Werk mit über 100 Holzstich-Illustrationen des Autors und Herausgebers geistert als Phantom durch die Bibliografie Lintons. Die Kompilation überwiegend eigener Dichtungen ist in keiner Bibliothek nachgewiesen und wurde von F. B. Smith, dem ansonsten überaus verlässlichen Biografen Lintons, als eine Sammlung von Werken Heinrich Zschokkes beschrieben, einem Schweizer Dichter und Politiker der Aufklärung, von dem tatsächlich nur das titelgebende Eingangswerk stammt. Zu den weiteren Autoren zählen neben Linton der englische Arbeiterdichter Ebenezer Elliott, der deutsche Erzähler einer fantastischen Romantik La Motte Fouqué, sowie der schottische Balladist William Motherwell.

The Lover’s Stratagem ist ein bedeutendes Werk des Übergangs, das den Holzstecher, Dichter und republikanischen Aktivisten Linton nach den niedergeschlagenen Revolutionen von 1848 im Moment einer Neuorientierung zeigt, kurz vor seinem Rückzug in den Lake District. Die Auswahl der Texte reflektiert diese Enttäuschung – aber auch den Versuch, republikanisches Denken erzählerisch zu transzendieren, wenige Jahre bevor er sich in Brantwood unter dem Banner des Mazzinismus erneut in ein zum Scheitern verurteiltes weltrevolutionäres Editions-Projekt stürzen würde, der English Republic.

Von Sondierung und Neuorientierung künden auch die zahlreichen Holzstich-Illustrationen, die ein bemerkenswert breites Spektrum abdecken, von bühnenhaften erzählerischen Szenen über emblematische Miniaturen bis hin zu detaillierten Naturstudien, die ihn ganz im Einklang mit John Ruskin zeigen – ein Impuls auch, die Natur verstärkt als eine politisch-poetische Denkfigur zu erschließen. Die Grafiken von The Lover’s Stratagem dokumentieren den Übergang von der heroischen Expressivität seiner frühen Jahren zur verknappten visuelle Poesie, wie sie für die Zeugnisse seiner neu-englischen Privatpresse Appledore typisch sein wird.