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Zeichnungsreportagen für Life – von Thomas Hart Benton, William Sharp, Franklin McMahon und Ronald Searle

Ausgewählte Zeichnungsreportagen für Life, entstanden zwischen 1937 und 1961: Kalter Krieg, spektakuläre Prozesse, medialer Rummel.

Life, 26. Juli 1937
: Der amerikanische Regionalist Thomas Hart Benton, später Lehrer von Jackson Pollock, übernahm in Michigan die Rolle des Reportagezeichners. In Pinsel- und Tuscheskizzen für Life zeigte er vermeintliche „Gefahren für die Demokratie“: Kommunisten, Streikende und Nazi-Sympathisanten. Die Blätter spiegeln sowohl die Spannungen der Depression wie auch Bentons Mischung aus Satire und Alarmismus.

Life, 24. Oktober 1949: 
William Sharp zeichnete den Smith-Act-Prozess gegen elf Führungsmitglieder der Kommunistischen Partei in New York. Alle erhielten Gefängnisstrafen – ein Verfahren, das den Auftakt der antikommunistischen Prozesse des Kalten Krieges markierte und die McCarthy-Ära vorwegnahm.
 Sharp, 1900 als Leon Schleifer in Wien geboren, floh 1934 aus Europa, nachdem ihn antifaschistische Karikaturen zur Zielscheibe gemacht hatten. In den USA arbeitete er als Illustrator und Gerichtszeichner für Life, Esquire und andere Magazine.

Life, 3. Oktober 1955: 
Reportagezeichnungen von Franklin McMahon aus dem Prozess um Emmett Till in Sumner, Mississippi. Der 14-jährige Till war gelyncht und ermordet worden; zwei weiße Angeklagte wurden nach kurzer Beratung freigesprochen. Da Fotografieren verboten war, halten McMahons Skizzen Zeugen, Jury und die Gerichtsszene fest. Monate später gaben die Freigesprochenen ihre Tat in einem Zeitschrifteninterview offen zu.

Life, 7. November 1955: 
 Ronald Searle zeichnete die Genfer Konferenz der Außenminister der „Großen Vier“ – Dulles, Macmillan, Molotow, Pinay – im Palais des Nations. Das Treffen knüpfte an den Sommergipfel an und weckte Hoffnungen auf Entspannung, brachte jedoch kaum Ergebnisse über den Symbolwert hinaus. Searles Skizzen halten Rahmen und Delegierte fest.

Life, 31. Oktober 1960: 
Ronald Searle begleitete den US-Präsidentschaftswahlkampf zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon. Seine Zeichnungen verdichten das Geschehen zu prägnanten Karikaturen: Kennedy mit hoher Tolle, Nixon mit steifen Gesten, der Wahlkampf als Abfolge von Kundgebungen, Bars und Fernsehbildern.

Life, 30. Juni 1961
: Ronald Searle berichtete aus Jerusalem, als Adolf Eichmann vor Gericht stand. Seine Zeichnungen zielten nicht auf nüchterne Genauigkeit; mit nervösem, fast groteskem Strich hielt Searle Eichmanns bürokratische Gesten und das Ritual des Gerichtssaals fest. Das Ergebnis ist eine Gratwanderung zwischen Dokumentation und Karikatur.